Zu sich selbst stehen
Das richtige Training

Weshalb wir nicht oder nicht ganz zu uns selbst stehen
Je nachdem, in was für einer Familie wir hineingeboren werden, werden wir in eine bestimmte Richtung erzogen. Wir erhalten quasi eine Schablone, die dazu dient, dass wir bestimmte an uns gestellte Erwartungen erfüllen. Abhängig davon, wie sie uns vermittelt werden und wie wir selber veranlagt sind, nehmen wir diese Schablone entweder bedingungslos an und versuchen auch die damit einhergehenden Erwartungen zu erfüllen, oder versuchen dagegen zu rebellieren und andere Vorstellungen durchzusetzen. Eine weitere Option besteht für manche darin, einen Mittelweg zu finden, um keinen Konflikt auszulösen.
Diese Schablone bekommen wir vom frühesten Zeitpunkt an eingeimpft und für einen gewissen Zeitraum stellen wir das auch nicht in Frage, da es sich um Gewohnheiten handelt und wir auch nicht die Möglichkeit zum Vergleich haben. Spätestens ab da jedoch, beginnen wir zu hinterfragen, manch einer beginnt auch schon früher damit, wenn er sich mit der Erziehung also der Schablone überhaupt nicht identifizieren kann.
Solange wir aber mit dieser Schablone aufwachsen, bekommen wir mit ihr auch Vorstellungen darüber eingeimpft, wie wir uns zu verhalten und zu funktionieren haben, damit man mit uns zufrieden ist. Wachsen wir z.B. in einer Arbeiterfamilie auf, dann gilt es, stets auf Zack zu sein und pflichtbewusst seine täglichen Pflichten zu erfüllen. Wachsen wir dagegen in einer Familie von Intellektuellen auf, wird von uns erwartet, uns stets weiter zu bilden und unser bestehendes Wissen zu erweitern.
Auch wenn wir irgendwann eine gewisse Unzufriedenheit oder Unwillen in uns verspüren, wodurch wir das Bestehende in Frage stellen, passen wir uns zunächst an, eben weil wir es nicht anders kennen.
Damit hört es jedoch nicht auf. Wenn wir älter werden und somit auch zu anderen Menschen und Gruppen Kontakt aufnehmen, stoßen wir auch auf deren Vorstellungen, die erfüllt werden sollen, wenn man dazugehören möchte. Es wird z.B. erwartet, dass wir bestimmte Aspekte ihres Lebenswandels annehmen wie Rauchen, Alkohol trinken oder Drogen konsumieren.
Je nachdem, in welcher sozialen Gruppe wir also Zugang finden, stoßen wir somit auch auf deren Vorstellungen und oft geraten wir dadurch in einen Konflikt, wenn unsere eigenen Vorstellungen abweichen. Wir stehen vor der kniffligen Frage, ob wir uns den Vorstellungen, sprich dem Gruppenzwang ergeben, oder uns für uns selbst entscheiden. Das ist deshalb so schwierig, weil uns beigebracht wurde, dass unsere Vorstellungen und Interessen nicht in Ordnung sind, da sie ja nicht zu denen der anderen passen. Das erzeugt eine große Unsicherheit, aus der heraus schwer gute Entscheidungen getroffen werden können.
Erster Schritt um zu sich selbst zu stehen: Zu sich finden
Wollen wir also mehr zu uns selbst stehen, müssen wir zunächst erst mal zu uns selbst finden. Dazu müssen wir uns selbst ehrlich und intensiv mit der Frage auseinandersetzen, welche Vorstellungen wir selbst eigentlich haben. Es ist schließlich ein Unterschied, ob man mit vorherrschenden Vorstellungen nur unzufrieden ist oder bereits eigene entwickelt hat. Ersteres bedingt letzteres, aber nicht immer zwangsläufig.
Hinzu kommt noch die Herausforderung, sich überhaupt zu gestatten, andere Vorstellungen zu haben. Denn aufgrund der uns angediehenen Erziehung, sprich Schablone, ist uns häufig vermittelt worden, dass es „falsch“ ist, was wir denken oder wofür wir uns interessieren oder es ist einfach nicht relevant. Wir müssen also zunächst lernen, dass wir uns unsere Vorstellungen ruhig gestatten dürfen und dass es in Ordnung ist, wenn diese von anderen abweichen.
Nimm dir also die Zeit und denke in Ruhe über das nach, weshalb du unzufrieden bist und welche Vorstellungen vom Leben und vom Umgang in sozialen Gruppen du hast. Sollte die Diskrepanz gering sein, ist es nicht schwer eine passende Lösung zu finden. Driften sie jedoch weit auseinander von dem, was dir vermittelt wurde, dann hast du im Prinzip nur zwei Möglichkeiten: Entweder du akzeptierst sie, oder du ziehst deine Konsequenzen und gehst auf Distanz.
Da stehen wir also schon vor der nächsten Herausforderung: Sich über seine eigenen Vorstellungen klar zu werden ist nur die halbe Miete. Denn sind wir uns über sie klar geworden, gilt es als nächstes auch nach ihnen zu leben und das ist oft leichter gesagt als getan, wenn sie nicht mit denen in unserem sozialen Gefüge übereinstimmen. Unstimmigkeiten oder gar Konflikte sind zumeist die Folge.
Zweiter Schritt um zu sich selbst zu stehen: Jeden Tag aufs Neue üben
Bevor wir uns also der größten Herausforderung stellen, sollten wir zunächst überprüfen, inwieweit unsere eigenen Vorstellungen im realen Leben umsetzbar sind und welche Voraussetzungen dafür vonnöten sind. Es bringt schließlich nichts, an ihnen festzuhalten, wenn wir nicht auch tatsächlich nach ihnen leben können.
Also gilt es als nächstes Schritt für Schritt festzustellen, ob und inwieweit wir unser Leben nach unseren Vorstellungen ausrichten können oder nicht.
Überlege dir also genau: Welche lassen sich leicht umsetzen, bei welchen stößt du auf Hindernisse? Lassen diese sich beseitigen oder bräuchte es dafür gänzlich andere Voraussetzungen? Wichtig ist dabei, dass du nicht versuchst, gleich alle Probleme auf einmal zu lösen, das sorgt nur für Überforderung und am Ende läufst du Gefahr, alles über Bord zu werfen. Das wäre wirklich schade und außerdem völlig unnötig.
Nimm dir für jeden Tag ein paar Ziele vor, bei denen du sicher bist, sie auch zu erreichen. Du wirst sehen, dann kommt dir alles nicht mehr so überwältigend vor und du gewinnst so immer mehr Zuversicht und Sicherheit. Je mehr Sicherheit du gewinnst, desto souveräner wirst du auch am Ende auftreten und dich mit deinen Vorstellungen durchsetzen können, weil du auch tatsächlich siehst, dass du es schaffst. Wenn die Menschen in deinem Umfeld diese handfesten Argumente sehen, können sie schwerlich was dagegen erwidern und können sie letztendlich nur akzeptieren.
Steh also zu dir, ohne dir selbst im Weg zu stehen.
Alles Liebe
Sayeda